Mit der „Baseline“ liegt eine umfassende Momentaufnahme zur Flächeninanspruchnahme und Versiegelung in Österreich für das Referenzjahr 2022 vor. Hier finden Sie die Übersicht der wichtigsten Ergebnisse für Österreich aus dem gleichlautenden ÖROK-Bericht.
Die gesamte Flächeninanspruchnahme im Jahr 2022 beträgt in Österreich 5.648 km². Das entspricht 6,7 % der Landesfläche und 17,3 % des Dauersiedlungsraums. Dieser in Anspruch genommene Anteil setzt sich zu 30,4 % aus Verkehrsflächen, 49,5 % aus Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 11,7 % auf Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung, 5,8 % aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 % aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen.
Die Abbildung zeigt die anteilsmäßige Verteilung der Flächeninanspruchnahme auf die einzelnen Kategorien. Bei den Siedlungen innerhalb der Baulandwidmung dominieren die Wohnnutzung mit einem Anteil von 19,7 %und die gemischte bauliche Nutzung (Wohnen und betriebliche Nutzung) mit 19,3 % an der gesamten Flächeninanspruchnahme, gefolgt von der betrieblichen Nutzung mit 7,7 % und der sonstigen baulichen Nutzung mit 2,7 %. Diese Unterscheidung basiert auf vier aggregierten Widmungskategorien, in denen die jeweilige Nutzung überwiegt.
Bei den Verkehrsflächen nehmen die Gemeinde- und sonstigen Straßen mit 18,6 % den größten Anteil ein, gefolgt von den Landesstraßen B + L mit 7,6 %, den Schienen mit 2,3 % sowie Autobahnen und Schnellstraßen mit 2 %. Diese Werte machen vor allem im Hinblick auf das weitverzweigte Gemeindestraßennetz, das zur Erschließung errichtet wird, die flächensparende Wirkung kompakter Siedlungsformen deutlich. Die hochrangige Verkehrsinfrastruktur spielt – in Bezug auf die Flächeninanspruchnahme – eine eher untergeordnete Rolle. Der Anteil der Verkehrsflächen an der gesamten Flächeninanspruchnahme variiert in den Bundesländern zwischen 22,6 und 34,4 %.
Eine wichtige Teilmenge der Flächeninanspruchnahme ist die Versiegelung. Im Rahmen dieses Monitorings wird darunter die 100-prozentige Abdeckung des Bodens mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht verstanden. Von der gesamten in Anspruch genommenen Fläche sind in Österreich durchschnittlich rund 52 % versiegelt, das sind 2.964 km². Für die Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung liegt dieser Wert bei rund 47 %, für jene außerhalb der Widmungen bei rund 45 %. Verkehrsflächen sind zu rund 74 % versiegelt, Freizeitund Erholungsflächen zu 17 %, Ver- und Entsorgungsflächen zu 12 %.
Bei Verkehrsflächen umfassen die versiegelten Flächen beispielsweise Fahrbahnen, Parkplätze der Autobahnen und Schnellstraßen, befestigte Nebenflächen. Unversiegelte Teile der Verkehrsflächen sind beispielsweise begrünte Böschungen, Randstreifen und Nebenflächen.
Bei Siedlungsflächen umfasst die Versiegelung insbesondere alle Gebäude, Nebengebäude, versiegelte Parkplätze und Lagerflächen, Carports sowie befestigte Wege auf den Grundstücken. Unversiegelt sind Hausgärten und weitere Grünflächen, die an die Gebäude angrenzen sowie Baulandreserven (gewidmete, unbebaute Grundstücke).
Bei Freizeit- und Erholungs-, Ver- und Entsorgungsflächen sind insbesondere die Gebäude, technischen Bauwerke, Manipulationsflächen, Wege, Parkplätze etc. versiegelt.
Bei der Betrachtung der Versiegelung insgesamt zeigt sich, dass diese zu 44,6 % auf die Siedlungsfläche innerhalb und 10 % auf die Siedlungsfläche außerhalb der Baulandwidmung entfällt und zu 43 % auf die Verkehrsflächen. Freizeit- und Erholungsflächen (1,9 %) bzw. Ver- und Entsorgungsflächen (0,6 %) haben anteilsmäßig eine untergeordnete Bedeutung.
Im Zuge der Veränderungserfassung für das Jahr 2025 erfolgen laufende Qualitätssicherungen, Plausibilisierungen und Validierungen der Datengrundlagen. Daher wird 2025 auch eine revidierte Baseline für das Referenzjahr 2022 veröffentlicht, bei der Feinjustierungen bzw. technische Anpassungen in Datengrundlagen vorgenommen werden.
Ausgewählte Ergebnisse der Baseline 2022 sind als interaktive Karten im ÖROK-Atlas aufbereitet.
Der Anteil der Siedlungsflächen innerhalb des gewidmeten Baulands an der gesamten Flächeninanspruchnahme beträgt in Österreich im Durchschnitt 49,5 %. Die Bundesländerwerte variieren zwischen 42,9 und 59,3 %.
Flächeninanspruchnahme findet auch außerhalb der Baulandwidmung statt, wie beispielsweise in Form von Häusern und Streusiedlungen im Grünland, Bauernhöfen, landwirtschaftlichen Gebäuden mit Nebenflächen sowie infrastrukturellen Bauwerken (Kläranlagen, Kraftwerken etc.). Der Anteil der Siedlungsfläche außerhalb der Baulandwidmung an der gesamten Siedlungsfläche liegt österreichweit bei 19,1 % – in den Bundesländern (außer Wien) liegen die Anteile zwischen 8,0 und 28,3 %.
Im Durchschnitt liegt die Flächeninanspruchnahme in Österreich bei 629 m² pro Person. Die Werte variieren deutlich zwischen den Bundesländern und reichen von 413 m² bis 1.271 m² (ohne Wien). In der Bundeshauptstadt ist die Flächeninanspruchnahme pro Person – aufgrund dichterer Siedlungsstrukturen – mit 127 m² deutlich geringer. Allgemein zeigt sich, dass in den dicht bebauten Städten, aber auch in alpinen Bereichen, wo Grund und Boden für eine weitere Siedlungsentwicklung knapp sind, auch aus rein wirtschaftlichen Gründen effizienter mit Flächen umgegangen wird und die Inanspruchnahme pro Person geringer ist. Die Werte in den Landeshauptstädten bzw. der Bundeshauptstadt liegen zwischen 127 und 566 m² pro Person. In diesen Werten spiegeln sich unterschiedliche Ausgangslagen wider, wie Flächenverfügbarkeit, administrative Abgrenzung zum Umland und Entwicklungsdynamik.
In jenen ländlichen Regionen, in denen potenziell mehr Fläche zur Verfügung steht und die Grundpreise niedriger sind, ist die Flächeninanspruchnahme deutlich höher (bis zu maximal rund 1800 m² pro Person). Dies betrifft sowohl die Siedlungs- als auch die Verkehrsflächen. Die flächeneffiziente Bauweise der Mehrfamilienhäuser nimmt in der Regel deutlich weniger Fläche pro Person in Anspruch als freistehende Einfamilienhäuser.
Die Flächeninanspruchnahme bezogen auf den Dauersiedlungsraum zeigt, in welchem Ausmaß der für Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehrsanlagen ver- fügbare Raum genutzt wird. Für Gesamtösterreich liegt dieser Wert bei 17,3 %, variiert aber stark zwischen den Bundesländern, was in Zusammenhang mit den topographischen Gegebenheiten und administrativen Grenzen zu sehen ist. In jenen Bundesländern mit hohem Anteil an alpinen Berglagen sowie in Städten steht weniger Dauersiedlungsraum zur Verfügung, der intensiver genutzt werden muss. In Wien ist bereits ein relativ hoher Anteil des Dauersiedlungsraumes in Anspruch genommen, in Oberösterreich, Niederösterreich und dem Burgenland ein relativ geringer Anteil.
Von den österreichweit gewidmeten Baulandflächen im Ausmaß von 3.182 km² stehen rund 21 % als Baulandreserven zur Verfügung. In den Bundesländern liegen diese Anteile zwischen 15,0 und 33,2 %, in Wien bei 7,7 %. Die Baulandreserven werden – sofern sie nicht landwirtschaftlich genutzt oder bewaldet sind – als Teil der Flächeninanspruchnahme erfasst, da aufgrund der Widmung die rechtliche Voraussetzung für eine bauliche Nutzung besteht. Die Nutzung vorhandener Baulandreserven vermeidet grundsätzlich die Ausweisung neuer Flächen für Siedlung und Verkehr, wobei dabei auch die Lagequalität eine wichtige Rolle spielt. Im Sinne eines sparsamen Umgangs mit Grund und Boden trägt die Nutzung von Baulandreserven, insbesondere in zentralen Lagen, in der Regel zu einer effizienteren Auslastung der bestehenden Infrastruktur bei. Besonders in dicht bebauten städtischen Gebieten kann es sinnvoll sein, unbebautes Bauland als öffentlichen Grün- und Freiraum zu sichern.
Der Anteil der als Bauland gewidmeten, aber derzeit landwirtschaftlich genutzten bzw. bewaldeten Flächen an der gesamten Baulandwidmung liegt im österreichischen Durchschnitt bei 12 %. In den Bundesländern (ohne Wien) variiert er zwischen 7 und 16 %, in der Bundeshauptstadt liegt dieser Wert deutlich darunter.
Die aktuelle ÖROK-Regionalprognose 2021 bis 2050 geht von einer weiteren Bevölkerungszunahme in Österreich aus (+7,8 %). Die bestehenden Trends werden weiter anhalten – Bevölkerungszunahmen finden in den Ballungsräumen und Bevölkerungsrückgänge in vielen inneralpinen- und Randbezirken statt. Die Nachfrage nach Wohnraum – auch nach Nebenwohnsitzen – wird somit ein maßgeblicher Treiber für die Flächeninanspruchnahme in Österreich bleiben. Dabei spielt nicht nur die dynamische Bevölkerungsentwicklung eine Rolle, sondern auch der Trend zu sinkenden Haushaltsgrößen und steigender Wohnfläche pro Person.
Neben der Bodenverfügbarkeit und den unterschiedlichen Siedlungsstrukturen in städtisch und ländlich geprägten Räumen steht die Flächeninanspruchnahme auch mit der Bevölkerungsentwicklung in Zusammenhang. In dynamisch wachsenden Stadtregionen und Verdichtungsräumen nimmt die Bevölkerungszahl und somit die Nachfrage nach Wohnraum zu, der Widmungsdruck steigt. Steigende Grundstücks- und Immobilienpreise bedingen eine intensive Nutzung der knapp verfügbaren Flächen – die Flächeninanspruchnahme pro Person ist hier relativ gering. Steigende Grundstückspreise in den Großstädten führen auch zu einem erhöhten Druck in Richtung Flächeninanspruchnahme im städtischen Umland.
In ländlichen Gemeinden mit großen Baulandreserven und rückläufigen Bevölkerungszahlen sind neben der lockeren Bebauung teilweise die große Baulandreserven ein wesentlicher Grund für die hohen Werte der Inanspruchnahme. Selbst wenn keine neuen Baulandwidmungen erfolgen, nimmt die Flächeninanspruchnahme pro Person im Zusammenspiel mit der sinkenden Bevölkerungszahl merklich zu.
Neben Wohnsiedlungen sind Industrie-, Gewerbe-, und Handelsbetriebe und zunehmend auch Logistikeinrichtungen weitere bedeutende Treiber der Flächeninanspruchnahme in Österreich. Die Zunahme von Produktion und Dienstleistungen führt zu einer steigenden Nachfrage nach Flächen. Neben den Flächen für Wohnen und Betriebe werden auch zusätzliche Flächen für die soziale und technische Infrastruktur benötigt, die Nachfrage nach Flächen für Freizeit- und Tourismuseinrichtungen sowie für die Energieerzeugung steigt ebenso.
Zur Erschließung dieser Einrichtungen müssen die Errichtung von Straßen, Parkplätzen sowie Anlagen des öffentlichen Verkehrs mitbedacht werden. Die Verkehrsinfrastrukturen stellen in Summe eine bedeutende Flächeninanspruchnahme dar. Während in dicht bebauten Städten der Anteil der Verkehrsflächen an der gesamten Flächeninanspruchnahme relativ niedrig ist, liegt er in ländlichen Regionen deutlich höher. Locker bebaute Einfamilienhaussiedlungen und Handelseinrichtungen am Orts-/Stadtrand ziehen weit mehr Flächen für Verkehrsinfrastruktur nach sich als kompaktere Siedlungsstrukturen.