Am Freitag, den 18. Oktober 2019 fand in der ÖROK eine Fachveranstaltung zur „Räumliche Dimension der Digitalisierung“ statt, mit dem Ziel, das Thema im Rahmen der ÖROK erstmals grundsätzlich aufzubereiten.Im Vordergrund standen bei dieser Veranstaltung der Ausbau der digitalen Infrastruktur sowie Digitalisierung und Standortwicklung.
Das Ziel war es, Chancen und Risiken der Digitalisierung für die räumliche Entwicklung sowie mögliche, mit der Digitalisierung verbundene räumliche Herausforderungen und Trends zu diskutieren und der Frage nachzugehen, ob bzw. welche Instrumente der Raumentwicklung geeignet sind, um diese Auswirkungen auf den Raum aufzugreifen.
HIER finden sie das detaillierte Veranstaltungsprogramm.
Bedeutung des Breitbandausbaus für die Standortentwicklung im Lienzer Talboden
Oskar JANUSCHKE, Standortentwicklung, Wirtschaft und Stadtmarketing, Lienz
Breitbandstrategie 2030: Österreichs Weg in die Gigabit-Gesellschaft
Fjodor GÜTERMANN, Stabstelle - Informations- und Kommunikationsinfrastruktur, BMVIT
Stand der Digitalisierung in Österreich
Michael PENEDER, Österreichisches Institut für Wirtschaftsforschung
Digitale Transformation unterstützen
Henrike HÜGELSBERGER, Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft - Digitalisierungsagentur
Innovation, Digitalisierung und Standortentwicklung in Salzburg
Walter HAAS, ITG- Innovationsservice für Salzburg
Breitbandstrategie Steiermark und deren Umsetzung
Gerd GRATZER, Referat Wirtschaft und Innovation, Land Steiermark
Digitalisierung – von der Hardware zur Software?
Martin WIESER, Referat für Landes- und Regionalentwicklung, Land Steiermark
In der Diskussion des Workshops „Räumliche Dimension der Digitalisierung“ wurden u.a. folgende Aspekte betont:
Es herrscht weitgehende Übereinstimmung unter den TeilnehmerInnen, dass die Festnetz-Breitbandversorgung eine Basis-Versorgungsinfrastruktur darstellt. Sie ist Voraussetzung für bestimmte Nutzungen digitaler Daten. Ihre Sicherstellung ist daher Aufgabe der öffentlichen Hand. Allerdings besteht die Herausforderung im hohen Investitionsvolumen, was eine private Co-Finanzierung erfordert. Zudem greift der Staat nur dort ein, wo der Markt selbst keine Angebote schafft. Seitens der Städtevertreter besteht der Wunsch, dass auch Klein- und Mittelstädte in den Genuss von staatlicher Unterstützung kommen.
Versorgungsqualität ist standortentscheidend – sowohl im städtischen als auch im ländlichen Raum. Wenn auch die Nachfragedichte in ländlichen Räumen nicht so groß ist, gibt es dort Unternehmen, für die schnelles Internet entscheidend ist, wenn diese z.B. am Weltmarkt teilnehmen (sog. „Hidden Champions“). Allerdings beeinflusst der Standort auch die mögliche Qualität der Breitbandversorgung. In Streusiedlungen ist es im Vergleich zu kompakten Siedlungsräumen ungleich aufwändiger, schnelles Internet kosteneffizient anzubieten. („Gute Aussicht und gute Breitbandversorgung schließen sich aus“.)
Für den Endverbraucher ist nicht die Downloadrate entscheidend, sondern ob die nachgefragten Nutzungen (Skype, Zeitung lesen, Spielen, Netflix, …) auch schnell genug funktionieren. In Österreich besteht eine Diskrepanz zwischen der angebotenen Versorgungsqualität („ultraschnelles Breitband“) und der Nachfrage danach – diese ist niedriger als das Angebot. Grund dafür könnte u.a. an die Preisgestaltung der Anbieter sein, da in Österreich höhere Geschwindigkeiten mit deutlich höheren Preisen verbunden sind.
Herausfordernd ist auch das Verlegen der letzten Meter der Breitbandversorgung von der Straße bis ins Haus und zu den Wohnungen. (Ein Nachrüsten ist in bestehenden Gebäuden mit aufwändigen, teuren und schmutzerzeugenden Stemm- und Kabelverlegearbeiten verbunden, die oft nicht gerne gemacht werden.) Hier braucht es auch Vorkehrungen bei der Errichtung von Gebäuden – z.B. über die Bauvorschriften oder durch die Ausgestaltung von Förderungen.
Raumplanung und Raumentwicklung sind von der Digitalisierung auf mehreren Ebenen betroffen. Digitalisierung ändert die räumlichen Bewegungsmuster der Menschen und damit auch deren Auswirkungen auf die räumliche Entwicklung. Zudem verändern sich mit der digitalen Technik auch die vorliegenden Daten mit Raumbezug und die Planungswerkzeuge. Dies hat Auswirkungen auf die Arbeitsweise der Raumplanung und Regionalentwicklung.
Nicht nur die Siedlungen brauchen schnelles Internet, sondern auch die Landwirtschaft. Unter „Landwirtschaft 4.0“ werden derzeit bereits unzählige Arbeitsprozesse mit GPS-Unterstützung (z.B. beim Aufbringen von Düngemitteln, …) durchgeführt. Eine flächendeckende Versorgung der landwirtschaftlichen Flächen über das Mobilfunknetz ist Voraussetzung für eine zeitgemäße Landwirtschaft.
Die Digitalisierung vieler Lebensbereiche bietet eine große Chance. Nichtsdestotrotz sind auch Gefahren und Nachteile mitzubedenken. Bei einem Ausfall der digitalen Netze (Mobilfunk und Festnetz) besteht die Gefahr, dass bestimmte Dienste nicht mehr funktionieren, die auf digitale Datenübertragung angewiesen sind (z.B. autonom fahrende Autos, …). Es könnte zu Krisensituationen kommen. Dies hat wiederum Rückwirkungen auf die Raumentwicklung.
(Zusammenfassung: Erich Dallhammer, ÖIR)
WIFO Themenplattform Digitalisierung
Peneder, Firgo, Streicher (2019): Stand der Digitalisierung in Österreich
Soike et al. (2019) Räumliche Dimensionen der Digitalisierung. Handlungsbedarfe für die Stadtentwicklungsplanung. Ein Thesenpapier (Difu-Sonderveröffentlichung)
Engelke et al. (2019): Raumwirksamkeit der Digitalisierung – Ergebnisse einer breit angelegten Delphi Umfrage
Eichmann et al. (2019): Soziale Risiken von Digitalisierungsprozessen - Trendanalysen im Erwerbs- und Privatleben mit Fokus auf Wien
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